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THE EXIT ARCHITECT

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Startup Survivor Bias: Die Erfolgsgeschichten, die Sie sehen vs. die 95%, von denen Sie nichts hören

  • Niels Strohkirch
  • 2. Dez.
  • 3 Min. Lesezeit

Seien wir ehrlich: Ein Unternehmen zu gründen ist so, als würde man aus einem Flugzeug springen und dabei versuchen, den eigenen Fallschirm zu stricken. Die meisten knallen auf den Boden. Hart. Und die Statistiken erinnern uns gnadenlos daran, mit der Begeisterung eines Finanzbeamten bei der Betriebsprüfung.

 

Die deutsche Realität: Nicht so gemütlich, wie man denkt


Wir Deutschen sind stolz auf unsere Ingenieurskunst, das Mittelstand-Märchen und die tröstliche Illusion, dass unser soziales Netz uns auffängt, wenn wir fallen.

Spoiler: Das Netz fängt die Person auf (meistens). Das Unternehmen nicht.


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Die Zahlen sprechen eine klare Sprache:


Etwa die Hälfte aller deutschen Unternehmen verschwindet innerhalb der ersten fünf Jahre. Die aktuellen Daten von Creditreform zeigen 11.900 Unternehmensinsolvenzen allein im ersten Halbjahr 2025, der höchste Stand seit zehn Jahren.

In den ersten neun Monaten 2024 meldeten 47 von 10.000 Unternehmen Insolvenz an, die höchste Quote seit der Finanzkrise. Bis zum Jahresende waren es über 22.400 Firmen, der finanzielle Schaden: 56 Milliarden Euro.

Die allermeisten deutschen Unternehmen knacken nie die Million-Marke beim Jahresumsatz. 


Exakte deutsche Zahlen sind schwer zu bekommen, aber das Muster entspricht den globalen Daten: Die meisten Firmen dümpeln auf bescheidenem Umsatzniveau vor sich hin.


Und jetzt kommt's richtig dicke:

Selbst wenn Sie die Million €-Umsatz schaffen – herzlichen Glückwunsch! – sind Sie nun in dem exklusiven Club, in dem 90-95% niemals die 5-Millionen-Euro-Marke erreichen werden. Der 10-Millionen-Club? Reine Einladungssache. Den erreichen weniger als 1% aller, die jemals eine Gewerbeanmeldung ausgefüllt haben.


Und drüben, auf der anderen Seite des Atlantiks….?


Auf der anderen Seite des Atlantiks träumen sie von „Einhörnern“ und „10x-Exits“. Die Realität ist ,nun ja, noch unterhaltsamer:


65,3% aller US-Unternehmen sind nach zehn Jahren pleite – tatsächlich eine noch schlechtere Quote als in Deutschland. Aktuelle Zahlen vom Bureau of Labor Statistics bestätigen: Nur etwa 34% überleben das erste Jahrzehnt.

Rund 91% der kleinen US-Unternehmen erreichen niemals die Million beim Umsatz. Genau. Die magische Million, die wie ein Startschuss klingt? Für die meisten Gründer ist sie die Ziellinie.

Der Sprung von 1 auf 10 Millionen? Weniger als 1% schaffen jemals die 10-Millionen-Dollar-Marke beim Jahresumsatz. Da ist die Wahrscheinlichkeit höher, vom Blitz getroffen zu werden, während man ein Gewinnlos in der Hand hält.


Während wir Deutschen damit beschäftigt sind, perfekt formatierte Businesspläne zu schreiben und sechs Wochen auf eine Unterschrift vom Finanzamt oder den KfW-Gründerkredit zu warten, verbrennen die Amerikaner Geld im Warp-Tempo – und schaffen es trotzdem, noch ein bisschen schneller zu scheitern.


Warum schaffen es so wenige?


Weil Skalierung nichts mit härter arbeiten zu tun hat.

Es geht darum, an den richtigen Dingen zu arbeiten, in der richtigen Reihenfolge, mit genug Geld auf dem Konto und einer Verkaufsmaschine, die tatsächlich Umsatz macht. Oder noch wichtiger: Cash matters. Always.


Die Forschung zeigt immer wieder dasselbe Muster:

42% sterben, weil der Markt schlicht nicht braucht, was sie verkaufen

 • 29% geht das Geld aus (Überraschung – siehe Punkt oben!)

 • 23% finden nie raus, wie man Kunden wiederholbar und profitabel akquiriert

 

In Deutschland kommt noch eine Extraportion Schmerz dazu: Energiepreise, die mehr als doppelt so hoch sind wie in anderen OECD-Ländern, sowie Bürokratie, die einen in Hundejahren altern lässt.


Die gute Nachricht (ja, es gibt eine)


Dieselben Statistiken, die Träume zerstören, schaffen auch Chancen.

Wenn 91% der US-Unternehmen nie die Million knacken (und in Deutschland sieht's ähnlich aus), dann ist es tatsächlich erreichbar, zu den Top 9% zu gehören. Und wenn weitere 90-95% irgendwo zwischen 5 und 10 Millionen steckenbleiben, wird die Luft da oben angenehm dünn.

Alles, was Sie brauchen:


  1. Ein Produkt, das Leute wirklich verzweifelt haben wollen

  2. Einen wiederholbaren Weg, genau diese Leute zu finden

  3. Margen, die fett genug sind, um den deutschen Winter zu überstehen (den echten und den wirtschaftlichen)


Wenn Sie das hinkriegen, sind Sie eine dieser Erfolgsgeschichten, die beim nächsten Stammtisch oder Familienessen alle heimlich hassen.


Letzter Gedanke


Ein echtes Unternehmen aufzubauen – eines, dass die Rechnungen bezahlt, Menschen beschäftigt und vielleicht sogar erlaubt, mal in Urlaub zu fahren, ohne alle zehn Minuten Teams zu checken, ist verdammt hart. Überlegen Sie sich gut, ob Sie das wirklich wollen.

Aber die Zahlen lügen nicht: Der Friedhof ist riesig. Auf dem Siegertreppchen ist trotzdem reichlich Platz. Also bauen Sie etwas, das tatsächlich Geld verdient.


P.S. Falls Sie jetzt denken: "Ja, aber meine Idee ist anders" – Glückwunsch, Sie denken bereits wie 99% derer, die gescheitert sind. Das eine Prozent, das es schafft? Zu beschäftigt mit Verkaufen.

P.P.S. Lassen Sie mich mit einem Zitat von Nassim Nicholas Taleb schließen: "Erfolg ist immer sichtbar. Misserfolg meist still."


Quellen & weiterführende Literatur:




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